Führen in der Corona-Krise

Krisenzeiten schicken Menschen auf eine emotionale Achterbahnfahrt. Auch viele Mitarbeiter leiden zurzeit unter Angst. Das haben mir in den letzten Tagen immer wieder Unternehmerinnen und Unternehmer am Telefon und in Videokonferenzen erzählt. Die Mitarbeiter machen sich Gedanken um ihre eigene und die Gesundheit ihrer Familien, sie bangen um ihren Arbeitsplatz und fragen sich, wie es mit ihrem Betrieb nach Corona weitergeht. 

Wie gelingt Führung in der Krise? Hier sind einige Tipps für Sie:

Zuversicht

Mitarbeiter brauchen die Zuversicht, dass es für sie selbst und den Betrieb eine positive Perspektive gibt. Die wichtigste Person, um diese Zuversicht zu vermitteln, sind Sie als Führungskraft. Selbstverständlich gibt es keine Garantien für die Zukunft und niemand weiß genau, was noch kommt. Doch für Ihre Mitarbeiter ist es wichtig zu spüren, dass Sie an den Fortbestand des Unternehmens glauben. Erzählen Sie ihnen, welche Schritte Sie aktuell unternehmen, um die Situation zu meistern und die Zukunft des Betriebs zu sichern. Und erinnern Sie bei dieser Gelegenheit ruhig auch an die positiven Eigenschaften und Leistungen Ihres Betriebs. 

Offenheit

Sprechen Sie mit Ihren Mitarbeitern offen über die Situation des Betriebs. Damit beugen Sie wirksam Gerüchten vor. Beschönigen Sie dabei nichts, aber bleiben Sie bitte bei den Fakten. Mutmaßungen über die Zukunft und Schwarzmalerei verunsichern die Mitarbeiter unnötig.

Rituale und Strukturen

Die Krise zwingt viele von Ihnen, momentan extrem flexibel zu sein. Oft können Sie wahrscheinlich nur von Tag zu Tag planen. Probieren Sie dennoch, für Ihre Mitarbeiter kleine Rituale, wie zum Beispiel bestimmte Abstimmungsformen, einzuhalten oder neue zu schaffen. Rituale und Strukturen geben Sicherheit und vermitteln Orientierung.

Selbstwirksamkeit

Wir alle bewegen uns gedanklich in zwei verschiedenen Bereichen. Zum einen beschäftigen wir uns mit all den Dingen, die wir selbst beeinflussen und aktiv verändern können. Zum anderen setzen wir uns mit dem auseinander, was außerhalb unseres Einflusses liegt, aber unser Leben trotzdem tangiert: also zum Beispiel die gesellschaftliche und politische Entwicklung, die wir in den Nachrichten verfolgen können. Gerade in Krisen, in denen sich viele Menschen ohnmächtig und der Situation ausgeliefert fühlen, ist es wichtig, das Gespür für die eigene Handlungsfähigkeit zu stärken. Das bedeutet, dass wir uns mehr auf den eigenen Einflussbereich konzentrieren sollten. Vielen Mitarbeitern hilft es, wenn sie sich mit ganz handfesten, kurzfristigen Themen beschäftigen können: „Was liegt heute für mich an“. Und sie dann auch über das Feedback der Führungskraft erkennen können, was sie am Tag erreicht haben. Dass sich Mitarbeiter natürlich auch in diesen Zeiten über ein ehrliches Danke und ein wertschätzendes Lob freuen, ist selbstredend.

Ein offenes Ohr für Persönliches

Ihre Mitarbeiter haben auch in Krisen unterschiedliche Eigenschaften und Bedürfnisse. Die einen machen ihre Sorgen am liebsten mit sich selbst aus, andere brauchen jemanden zum Reden. Haben Sie gerade jetzt ein offenes Ohr für Ihre Mitarbeiter. Und geben Sie ihnen unter 4 Augen (bei entsprechendem Abstand natürlich) oder am Telefon die Möglichkeit, auch außerhalb der Familie einmal offen über ihre Gedanken und Fragen zu sprechen. Achten Sie insbesondere auf die Mitarbeiter, die allein leben und außerhalb der Arbeit momentan wenig Kontakt und Ansprache haben.

Gemeinschaft

Gerade in Handwerksbetrieben ist das Teamgefühl besonders wichtig und prägend. Sich als Teil einer Gemeinschaft zu fühlen, gibt Halt und Sicherheit. Versuchen Sie daher, wenn es aufgrund Ihrer Betriebsgröße und unter Einhaltung der hygienischen Vorgaben möglich ist, das Teamgefühl aufrecht zu erhalten. Zum Beispiel durch kurze Versammlungen im Freien. Auch Telefonkonferenzen oder Online-Lösungen sind möglich. Insbesondere Mitarbeiter in Kurzarbeit sollten nicht das Gefühl haben, abgekoppelt zu sein.

Authentizität

Krisen bedeuten für alle im Betrieb eine Herausforderung. Natürlich auch für Sie als Führungskräfte. Viele der Unternehmerinnen und Unternehmer, mit denen ich gesprochen habe, fühlen sich gleich doppelt gefordert. Denn sie müssen ja nicht nur den Mitarbeitern Halt und Orientierung geben, sondern auch den Betrieb am Laufen halten und mit der eigenen Unsicherheit zurechtkommen. Die Mitarbeiter wissen um Ihre Situation. Darum werden Ihnen die allermeisten nachsehen, wenn Sie an manchem Tag in der derzeitigen Krise eben auch mal nicht das positive Vorbild sein können, sondern einen „Durchhänger“ haben. Bleiben Sie authentisch und versuchen Sie, sich innerlich wieder zu stärken.

Tipps für Ihre mentale Stärke gibt es dann im nächsten Blogbeitrag.